Der Joghurtbecher beim Frühstück, die Serviette beim Mittagessen, die Verpackung des Müsliriegels, die geleerte Weinflasche der Geburtstagsfeier, die abgewetzte Jeans, die kaputte Puppe, die leere Dose Hundefutter, der Stapel alter Zeitungen…. Tagtäglich produzieren wir Abfall, den wir wie selbstverständlich in den verschiedenen Mülltonnen entsorgen. Doch was passiert mit Glas, Papier, Metall und Co?
Auf diese Frage versucht die Bezirksgemeinschaft Burggrafenamt eine Antwort zu geben. Immerhin kümmert sie sich bereits seit über 50 Jahren um die Abfallbewirtschaftung im Bezirk Burggrafenamt. Dazu gehören die Sammlung von Restmüll, Biomüll, verschiedenen Wertstoffen und Schadstoffe sowie deren fachgerechte Aufbereitung für die weitere Entsorgung.
Martin Stifter ist seit gut 25 Jahren Leiter der Umweltdienste in der Bezirksgemeinschaft. Er hat die Müllsammlung im Bezirk so organisiert, wie wir sie heute kennen. Im folgenden Interview berichtet er über die Grundsätze bei der Sammlung, die Herausforderung bei den Entleerungen und die Bedeutung von Abfallvermeidung.
Nach welchem Prinzip ist die Sammlung die Abfallsammlung im Burggrafenamt organisiert?
Grundsätzlich ist die Abfallsammlung nach dem Verursacherprinzip organisiert: d.h. die Kosten für den Müll werden nicht pauschal über eine Steuer mit den BürgerInnen verrechnet, sondern auf Grund der jeweils produzierten Müllmenge. Damit besteht der Anreiz für die Bevölkerung, den anfallenden Müll sorgfältig zu trennen und nur jene Materialien im Hausmüll zu entsorgen, die nicht getrennt entsorgt bzw. wiederverwertet werden können.
Die Bevölkerung hat dieses Prinzip der Mülltrennung gut aufgenommen, sodass über 60% der gesamten Hausabfälle einer Wiederverwertung zugeführt werden können. Ziel ist es, die Bevölkerung in den kommenden Jahren noch stärker zu sensibilisieren, vor allem auf Verpackungsmaterialien aus Kunststoff zu verzichten. Dadurch kann die Restmüllmenge noch weiter reduziert und gleichzeitig die Trennquote erhöht werden.
Welche Strukturen im Bezirk sind wichtig für die Abfallsammlung?
Im Bezirk gibt es 3 wichtige Anlagen, die für die Müllentsorgung wichtig sind:
Von den 70er bis 90er Jahren ist der Müll großteils im Falschauerdelta bei Lana abgekippt worden. Noch heute sieht man diesen Müllhügel neben der MeBo-Ausfahrt, auf dem die Bezirksgemeinschaft heute eine Photovoltaikanlage betreibt. Danach wurden die Abfälle in der Bezirksdeponie „Tisner Auen“ in Niederlana abgelagert, welche 1990 in Betrieb genommen wurde. Seit 2013 wird der Restmüll in der Verbrennungsanlage in Bozen verbrannt. Die Bezirksgemeinschaft hat eine Müllumladestation in Lana errichtet, in welcher der täglich anfallende Hausmüll aus den Gemeinden in große Container gepresst wird. Diese werden dann nach Bozen zum Verbrennungsofen gebracht.
Mit Einführung der Mülltrennung war es notwendig, Strukturen zu schaffen, bei denen die Wertstoffe abgegeben werden können. Viele Gemeinden haben daher Recyclinghöfe errichtet. Die Bezirksgemeinschaft hat am ehemaligen Standort der Bezirksdeponie in den „Tisner Auen“ ein zentrales Wertstofflager gebaut, an welches alle Recyclingmaterialien angeliefert werden. Von hier aus werden die Wertstoffe vermarktet und der Industrie zur weiteren Verarbeitung bereitgestellt.
Um neben den Wertstoffen auch die organische Fraktion der Abfälle aus dem Restmüll zu entfernen, wurde die Biomüllsammlung im Bezirk Burggrafenamt eingeführt. Für die Entsorgung des Biomülls hat man sich für den Bau einer Vergärungsanlage entschieden, in welcher der Biomüll von Bakterien aufbereitet und mit dem dabei anfallendem Methangas Strom erzeugt wird. Diese Anlage steht neben dem Wertstofflager in Niederlana, ist weniger geruchsintensiv und flächenmäßig viel kompakter als eine Kompostieranlage.
Wie viel Müll wird im Bezirk gesammelt?
2023 wurden ca. 10.500 Tonnen Restmüll und 9.200 Tonnen Wertstoffe gesammelt. An Biomüll wurden rund 5.150 Tonnen eingesammelt.
Wie hoch sind die Einnahmen durch die weitere Vermarktung der Wertstoffe?
Durch den Verkauf der Wertstoffe wurden im Jahr 2023 ca. 1 Million € eingenommen. Die Gesamtkosten der 25 Mitgliedsgemeinden für die Abfallbewirtschaftung belaufen sich auf jährlich etwa 5 Millionen. Das bedeutet, dass ca. ein Fünftel der Kosten durch die Einnahmen der Wertstoffe gedeckt werden kann. Dank der sauberen und sortenreinen Sammlung der Wertstoffe können die höchsten Erlöse erzielt werden, die den Gemeinden dann gutgeschrieben werden. Eine saubere Mülltrennung bedeutet demnach auch geringere Kosten für alle SteuerzahlerInnen.
Wie sieht die Abfallbewirtschaftung der Zukunft aus? Welche neuen Entwicklungen sind zu erwarten?
Die Tür-zu-Tür-Sammlung beim Rest- und Biomüll, wie sie im Moment praktiziert wird, ist zwar sehr angenehm für die Bevölkerung, jedoch mit einem hohen Personal- und Zeitaufwand verbunden. Dies ist leider problematisch, weil sich immer weniger Personal findet, welches diesen Dienst ausführen kann und will. In Zukunft wird man vermehrt auf zentrale Sammelpunkte setzen, bei denen der Hausmüll zu jeder Tag- und Nachtzeit abgegeben werden kann.
Tipps - Sammlung Glas, Papier, Karton - Foto: Bezirksgemeinschaft Burggrafenamt